Herbstlicher Calmont in der Morgensonne
Steillagenrieslinge von der Mosel, das ist wohl mit das Beste was an Weißweinen entstehen kann. Doch das Schicksal solcher Weine schien noch vor zehn Jahren besiegelt zu sein. Wirtschaftlicher Zwang, falsches Marketing und nicht zuletzt das Weingesetz von 1971 schien dem Steillagenweinbau den Garaus zu machen. Vor allem die extremsten und damit landschaftlich spektakulärsten Steillagen, in denen keine Flurbereinigung und kein Wegebau möglich sind, fielen mehr und mehr brach. So war bis vor zehn Jahren in der steilsten Weinlage Europas, dem Bremmer Calmont an der Terrassenmosel, der Weinbau um zwei Drittel zurückgegangen.
300 Meter ragt die Felswand des Calmonts steil nach oben, geschwungen wie ein Parabolspiegel, die Mitte genau nach Süden ausgerichtet, die Römer nannten ihn „calidus mons“ – heißer Berg. Es gibt wohl kaum ein vergleichbares Panorama, das eine Weinkulturlandschaft als Lebens- und Wirtschaftsform so eindrucksvoll präsentiert. Die Temperaturen erreichen mediterrane Höhen, und die steinigen Schieferböden bieten der Rieslingrebe ideale Wachstumsbedingungen. Es wäre eine kulturgeschichtliche Katastrophe, wenn nach zweitausend Jahren und den unsäglichen Mühen von mehr als 50 Winzergenerationen dieser Weinberg verschwinden würde. Doch mit dem geänderten Bewusstsein einiger weniger Winzer kam Anfang des neuen Jahrtausends die Wende. Im Jahre 2002 starteten die ersten Wiederaufbauprojekte im Calmont.